Da
war auch die Anzeige von
einem Tierschutzverein in der Zeitung und mein Mann rief dort
an.
Es wären bei einer Tierärztin noch kleine Katzen, die
zwar erst in einer Woche abgabebereit
waren, aber wir könnten uns jetzt schon eine aussuchen.
Wir fuhren also dorthin und sahen uns die Kätzchen an.
Alle waren sich einig, eine kleine schwarz/ weiße Katzendame
mit dem Namen "Marie" hatte uns mit ihren sieben Wochen
um den Finger gewickelt.
Also besorgten wir alles, was ein kleines Katzenkind braucht und
glücklich macht.
Die Erstausstattung unseres ersten Kindes war billiger.
Wir hatten bald mehr Katzenzubehör und- spielzeug im Haus
als damals für unsere Kinder.
Als wir unsere „Marie“ dann endlich abholen konnten,
waren wir alle sehr aufgeregt.
Sie zog bei uns ein und hatte seit diesem Tag alle Familienmitglieder
voll unter Kontrolle. Alle tanzten nach ihrer Nase.
Und sogar unser Sohn, der strikt gegen sie war, rannte sofort
los, als sie laut mauzend im Flur saß, um nachzuschauen,
was sie denn hätte.
Wir verwöhnten sie sehr, aber ihr Freiheitsdrang war stärker.
Wir ließen sie frühzeitig kastrieren und nach der Erholungsphase
durfte sie ihren Freigang genießen.
Sie entwickelte sich großartig und fand als Freigängerin
immer wieder nach Hause.
Mittlerweile nannten wir sie manchmal auch „Gräfin
Mariza“, weil sie wie viele Samtpfoten sehr eigensinnig
war und ihre Aufmerksamkeit sehr sparsam auf uns Menschen verteilte.
Aber wenn Sie sich dann ihre Streicheleinheiten abholte, genossen
wir es sehr.
Sie genoss es sehr und ausgiebig ihr Revier im Garten und
in der Umgebung zu kontrollieren.
Zwischendurch aber natürlich
abends kam sie heim und schlief im Zimmer meines Sohnes.
Leider steckte sie sich irgendwann bei ihren Ausflügen mit
dem Leukoseerreger an. 
Wir
bemerkten die Veränderungen erst, als sie immer öfter
nach Hause kam, länger im Haus blieb und zum Schluß ihr Futter ganz verweigerte.
Mit hohem Fieber fuhren wir zu unserer Tierärztin,
aber viel
Hoffnung machte sie uns nicht.
Die Krankheit Leukose war
ausgebrochen und es gab keine Heilung. Die Leber und Nierenwerte
waren sehr schlecht. Wir sollten uns darauf einstellen, sie gehen
zu lassen.
Sie nahm keine Nahrung mehr zu sich. Quälen wollten wir sie
auch nicht, man sah es ihren Augen an, das sie Schmerzen hatte.
Sie kam nur nach Hause, um sich von uns zu verabschieden.
Mit wahnsinnigem Herzklopfen, Tränen in den Augen und Magengrummeln
fuhren wir zu unserer Tierärztin. Wir hatten einen Termin,
warteten aber ein noch paar Minuten im Auto.
Es waren die längsten
Minuten, die wir durchlebten, mit dem Ziel, das wir uns von einem
geliebten Tier trennen mußten. Und das wir die Entscheidung
für Marie treffen mußten.
Mit weichen Knien betraten wir das Behandlungszimmer. Wir legten
sie auf den großen Tisch, unsere Tierärztin horchte
noch mal alles ab, tastete den Bauchraum ab und schaute ihr in
die Augen sowie in die Mundschleimhaut.
Sie schüttelte ganz langsam den Kopf, zog eine Beruhigungsspritze
auf und spritzte ihr diese. Marie war schon so geschwächt,
das davon umfiel. Das letzte was sie sah, war mein Gesicht und
meine Hand, die sie ununterbrochen streichelte. '

Die abschließende
Spritze bekam sie schon garnicht mehr mit. Wir hatten sie über
die Regenbogenbrücke gehen lassen, aber der Schmerz saß sehr tief.
Sie wird immer als unsere First Lady in unserer Erinnerung leben
und uns nie ganz verlassen. (März 2002) |