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Jazz

Am 01.08.2008 erhielt ich einen Anruf von einer Frau, die auf ihrem Grundstück ein Katzenkind gefunden hätte.

Sie wüsste, das das Kleine vom Nachbarn wäre, dort würden einige Katzen rumlaufen, aber der Kleine sehe sehr schlimm aus. Das Auge wäre zu und vereitert, die Augensalbe scheint nicht zu helfen und sie wäre mit Ihrem Latein am Ende.

Sie würden ihn gern in erfahrene Hände geben und so wurde er mir dann gebracht.

Er war ca. 6 Wochen alt und ein richtig kleiner Charmeur. Er war total verschmust, aber er hatte schweren Schnupfen, das Auge war zu geschwollen und das Andere auch vereitert.

Fressen wollte er nicht, weil er durch die verstopfte Nase nicht riechen konnte. Dampfbäder und Nasentropfen, kleine Portionen, die ich ihm einflößte und mit dem Spatel ins Mäulchen schob halfen ihm aber gut. Nachdem die Nase frei war, futterte er was das Zeug hielt.

Und er wollte die Welt entdecken, im Käfig ( wo er aus Sicherheitsgründen erst einmal ein paar Tage bleiben musste) gefiel es ihm überhaupt nicht. '
Er wollte rumtollen und schmusen.

Sein Auge war mit dem Oberlid zusammengewachsen und musste aufgeschnitten werden. Aber das steckte er gut weg. Das Auge wurde somit gerettet und musste nicht entfernt werden.

Nach einigen Wochen erholte er sich vollständig und wurde geimpft und mit ca. 12 Wochen von mir vermittelt.

Leider war die Vermittlung kein Glückgriff für Jazz, denn er wurde nicht nachgeimpft und kastriert, wie abgesprochen, leider auch nicht.

Er war mittlerweile 7 Monate alt und in voller Hormonblüte. Laut der Frau, die ihn adoptiert hatte, wäre er ein aggressiver Kater, der ihre Tochter in den Hals biss. Natürlich biss er.

Er übte im Vollrausch seiner Männlichkeit den Liebesbiss, denn er war ja mittlerweile geschlechtsreif und stank quasi zum Himmel.
Er markierte mir das Katzenzimmer so nett, das ich 3 Wochen brauchte, um den Gestank wieder rauszukriegen.

Nach der Kastration, die ich gleich machen ließ, war ein Zusammenleben mit ihm viel angenehmer.

Gut er musste lernen, das es noch andere Katzen auf der Welt gab, aber das brachten ihn meine damaligen Pflegekatzen sehr schnell bei.

Er erholte sich schnell und kam vom Stresspegel auch wieder runter. Er lernte schnell und sein Sozialverhalten passte sich an.

Jazz schaute mich mit seinen grossen grünen Augen an und wickelte mich um die Pfote.

Er war in der Vermittlung, aber ganz wohl war mir bei dem Gedanken nicht. Es folgen 3 Wochen, wo es nur immer darum ging: bleibt er als Rehlingkater bei uns oder nicht. Dann endlich, als es wirklich einen Interessenten für Jazz gab, wusste ich: nein ich konnte ich nicht weggeben, er durfte bleiben.

Er fand das toll, er kam mit allen Rehlingkatzen aus und fühlte sich sehr wohl.

Mittlerweile ist er zwei Jahre und liebt das rumstromern im Garten, sein Schläfchen im Korb und das Schmusen mit mit.

Er legt sich wie ein Baby in meinem Arm und wir genießen jede freie Minute.

Ostern 2009 war dann die schlimmste Zeit für mich, denn Jazz verschwand und kam nicht mehr nach Hause.

5 Tage suchte ich jeden Busch und jeden Zentimeter in der Umgebung ab. Alle Straßen, alle Gräben, unter jeden Busch schaute ich. Ich klingelte bei allen Nachbarn, sie möchten doch bitte in Garagen, Scheune und Gerätehäuse schauen oder mich nachsehen lassen.

Ich durchsuchte sogar die Kirche, das Gemeindehaus, die Schule und das leerstehende Haus an der Hauptstraße. Aber keine Spur von Jazz. Kein Kater, der ja mittlerweile auch tätowiert und bei Tasso gemeldet war. Nicht beim Tierheim, bei keinem Tierarzt in der Umgebung. Überall habe ich meinen Namen und Tel. gelassen, für den Fall, das er "eingeliefert" wird.

Ich habe sogar eine "Tierkommunikatorin" beauftragt, zu fühlen, ob er noch lebt oder ob man einen Anhaltspunkt bekommt, wo er sein könnte.

Es waren die schlimmsten Tage für mich, denn ich wusste nicht mehr weiter und gefunden habe ich ihn auch nicht.

Dann nachts um 00.30 Uhr saß der Ausreisser auf dem Fensterbrett und miaute ganz laut und lange.

Er war wieder da, einfach so und er war furchtbar aufgeregt. Hunger hatte er erst am nächsten Tag.
Er blieb immer in meiner Nähe und ließ sich erstmal trösten und schmusen.

Wo er war und wie er wieder nach Hause gefunden hat, nach ganzen 5 Tagen, weiss ich bis heute nicht.

Aber er musste in einem Zeckennest gelegen haben, denn ich durfte ihn ca. 63 Zecken in allen Stadien entfernen. Grosse, kleine, noch kleinere.. und er ließ es mit sich machen, er hielt ganz still. Die Letzten durfte ich ihm nach einer Woche ziehen.

Somit hatte er zwar erstmal ein paar Tage Hausarrest, aber er war nicht verletzt oder krank und wer konnte diesem Blick widerstehen?

Und somit lebt Jazz immer noch als fröhlicher, verschmuster, liebevoller Kater bei uns.

Obwohl er immer in Rufnähe bleibt und sofort angerannt kommt, wenn ich rufe.

 
 
 
 

 

 


 


 
 
silvia@rehlings-world
© S.Rehling 2003