Ich holte im November 2002 „Anna“ als Pflegekatze von einer Tierfreundin ab.
Anna war sehr kratzbürstig, fauchte, biss und schlug mit den Krallen zu.
Ihr
Bruder Simon und sie wurden mir von einer Tierfreundin anvertraut, die
die Beiden in Ihrem überdachten Schuppenvorbau ein paar Wochen
versorgte und auch mit ihnen auf eigene Kosten zum Tierarzt fuhr.
Die wildlebende Katzenmutter setzte ihre beiden Babys bei ihr ab. Und
da es sehr kalt wurde, bekam sie Angst, dass die beiden Katzenkinder es
nicht überleben würden.
Die Katzenmutter kam zwar immer am Abend um ihre beiden Winzlinge zu säugen, aber es war keine Lösung für die Zukunft.
Die Tiefreundin hatte schon vorher Kontakt mit mir aufgenommen und dann war es soweit, dass ich sie holen konnte.
Anna fauchte und spuckte mich an. Na, dass kann ja heiter werden, dachte ich.
Ihr Brüderchen duckte sich total verängstigt auf den Boden und dachte
wohl bei jeder Streicheleinheit, hoffentlich lässt sie mich leben.
Anna fasste nach einer Woche durch intensives Streicheln Vertrauen zu mir.
Sie hatte auch noch eine Behinderung am Auge, aber das konnte man eventl. mit einer Operation wieder in Ordnung bringen.
Durch den täglichen Kontakt wurde sie bald zutraulich und
hing sehr an mir.
Ich wusste aber genau, dass ich nicht alle Babys behalten konnte und somit gab ich auch Anna zur Vermittlung frei.
(was mir irgendwie sehr schwer fiel, aber nicht zu ändern war).
Also wurde sie mit einem anderen Kater, den sie nicht so
lange kannte, zu einer Familie nach Celle vermittelt.
Leider ging mir die kleine Kratzbürste nicht aus dem Sinn
und schon nach 2-3 Tagen rief die junge Frau an.
Sie
war ganz verzweifelt, aber Anna ginge es nicht so gut bei ihr, sagte
sie mir, der Kater würde sie immer jagen und ärgern.
Sie war viel zu klein für ihn und könne sich gar nicht wehren.
Und dann wäre sie sehr unsauber und würde überall hinmachen.
„Gar kein Problem“ sagte ich, bringen Sie die Kleine eben wieder zu mir.“
Wie bei der Vermittlung abgesprochen, brachte sie mir Anna wieder zurück.
Sie machte ihre Runde im Katzenzimmer und von da an wich sie nicht mehr
von meiner Seite. Sie schlief auf meiner Brust ein und bewachte mich
ununterbrochen.
Das war mir einerseits sehr unheimlich, aber auch etwas anstrengend, denn sie verfolgte mich auf Schritt und Tritt.
Sie zeigte mir aber auch ihre Liebe jede Minute und schmuste
andauernd mit mir. Sogar mit unseren drei anderen Katzen vertrug sie
sich sehr gut.
Sie gehörte einfach dazu. Also adoptierten wir sie.
Hurra, wir waren zu acht.
Leider war das Jahr 2002 kein gutes Jahr für uns,
denn ich mußte meine Anna nach ca. 6 Monaten über
die Regenbogenbrücke gehen lassen.
Sie hatte"nasse FiP", nach kurzer Zeit stellte sie das Fressen ein, ihr kleiner Bauch wurde immer dicker und Bewegung war für sie eine Qual.
Es hatte sich schon sehr viel Wasser in der Bauchhöhle gebildet, sie hatte gelbe Schleimhäute und wollte nicht fressen.
Mir zerbrach es das Herz, ich wollte sie nicht gehen lassen, nicht
wieder zu meiner Tierärztin und diese endgültige Entscheidung treffen.
Sie war doch noch klein, sie hatte doch noch ein ganzes Katzenleben vor
sich.
Leider gibt es auch bei dieser Form der FIP keine Heilung und nach und nach versagen alle Organe ihren Dienst.
Nach der Beruhigungspritze sprang sie mir auf den Arm und krallte sich
in meiner Schulter fest. Vor Tränen konnte ich nichts sehen, ich sprach
leise auf sie ein.
Ein qualvolles Ende wollte ich ihr ersparen.
Sie sah mir in die Augen und ging dann ganz leise von mir.
Ich wollte keine Miezen mehr aufnehmen, es sind einfach zu viele von
uns gegangen. Noch heute sehe ich meine Anna in jedem getigerten
kleinen Katzenkind, das zu mir ins Katzenzimmer kommt.
Und es fehlt wieder ein Stück aus meinem Herzen. |
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