Jeanette,
ein sehr liebes Mitglied aus der Nierenliste hat einen Artikel über die möglichen Ursachen von
chronischer Niereninsuffizienz (CNI) und deren Vorbeugung geschrieben.
Sie hat mir erlaubt, ihn hier reinzustellen, damit möglichst
viele Miezen von dieser Krankheit verschont werden.
Erstmal noch etwas zu Kalzium und Phosphor:
Eine Phosphatreduzierung
sollte nur und ausschließlich bei bereits an CNI erkrankten
Katzen vorgenommen worden.
Hier mal
die Übersetzung eines Textes über das Kalzium-Phosphor-Verhältnis
bei CNI-Katzen von Dr. Larry
Nagode, Ohio State University:
"Wir müssen versuchen, das Kalzium:Phosphor-Verhältnis
unter 70 mg/dl zu halten (errechnet sich Kalzium x Phosphor).
Da es sehr schwer ist, Kalzium zu erniedrigen, ist es das beste,
sich an Phosphor zu halten."
(in diesem Beispiel betrug Phosphor 5,9 mg/dl und Kalzium 13 mg/dl,
multipliziert also ein Wert von 77 - Anmerkung von mir)
Weiter
Dr. Nagode:
"5.9 x 13 ist fast 77. Das ist noch keine volle Krise, aber
sicherlich ein Grund zur Besorgnis.
Die Katze könnte ein echtes Opfer von idiopathischer Hyperkalzämie
sein, das bedeutet, wir wissen nicht, warum Kalzium so hoch ist.
Zur Zeit ist jedenfalls unserer bester Behandlungsansatz ernsthaft
zu versuchen, den Phosphatgehalt im Blut abzusenken.
Der hohe Kalziumgehalt alleine würde keinen Schaden verursachen
- erst dann, wenn er noch sehr viel höher ansteigt.
Momentan ist er aber noch kein Grund zu echter Besorgnis. Steigt
er weiterhin an, dann könnte das ein Anzeichen dafür
sein, daß es sich hier um eine manifeste idiopathische Hyperkalzämie
handelt.
Eine andere Mail von ihm sagt:
"Ein Phosphatgehalt über dem mittleren Referenzwert
ist nicht normal (nur bei älteren Katzen!). Phosphat sollte
vorzugsweise um 4 mg/dl (1,30 mmol/L) herum gehalten werden. Wenn
Sie Kalzium und Phosphat miteinander multiplizieren und der Wert
ist über 70, dann gehen Sie das Risiko einer
Bindegewebsmineralisierung ein. Das richtet Schaden an allen Organen
an, nicht nur allein an den Nieren."
Und jetzt
geht mein Senf ( der von Jeanette) zur Prophylaxe weiter:
Die Ernährung
spielt sicherlich eine wichtige Rolle bei der Gesunderhaltung
von Katzen.
Gesunde Ernährung ja, nach Möglichkeit kein TroFu, da
es zuwenig Feuchtigkeit enthält.
Auch wenn die Katzen trinken (und manche tun es nicht wie meine
Lilly), bekommen sie in der Regel doch nicht ausreichend Flüssigkeit
ab und es besteht die Gefahr der Austrocknung.
Aber sie haben leider auch eine genetische Prädisposition
dafür.
Katzen haben
als frühere Wüstentiere - genau wie Kamele - die einzigartige
Fähigkeit, ihren Urin stark zu konzentrieren. Leider haben
sie diese Fähigkeit bis heute nicht angepaßt an die
anderen Lebensumstände. Dies ist jedoch einer der Faktoren,
warum CNI eine der häufigsten Todesursachen
bei Katzen ist, ihre Nieren sind besonders empfindlich dafür.
Sehr wichtig
ist es, auf die Zähne/Zahnfleisch zu achten - so manche Entzündung
bzw. Vereiterung hat schon CNI ausgelöst.
Bei unvermeidlichen
Zahn-OP's unbedingt vorher und nachher einige Tage mit Antibiotika
behandeln.
Es werden dabei extrem gefährliche Bakterien freigesetzt,
die die Nieren schwer schädigen können,
in besonders schlimmen Fällen kann das zu einem akuten Nierenversagen
und dem sofortigen Tod führen.
Das ist bei Speedy passiert, dem Kater einer Kollegin. Er bekam
einen Zahn gezogen und starb innerhalb von 12 Stunden an akutem
Nierenversagen. Tödliche Bakterien gelangten in die Wunde
und durch die Blutbahn in die Nieren. Mit Antibiose vor- und nachher
wäre das nicht passiert. Mein TA hält eine Zahnbehandlung
ohne Antibiose für einen schlimmen Kunstfehler und nimmt
sie selber auch nur mit Handschuhen und Mundschutz vor, um sich
auch nicht selbst zu gefährden!
Mehr darüber:
http://www.felinecrf.info/verwandte_krankheiten.htm#zahnerkrankungen
Auch Narkosen
stehen im Verdacht, CNI zu fördern. Auf jeden Fall beschleunigen
sie eine bereits bestehende CNI. Zahnstein läßt sich
oft auch homöopathisch behandeln s. Vermiculite.
Bei einer
bestehenden CNI nach Möglichkeit keine Injektionsnarkosen
mehr verabreichen lassen sondern Gas
(Isoflurane/Sevoflurane) einsetzen. Ist das absolut nicht möglich,
dann bitte sofort das Gift durch Infusionen anschließend
ausleiten.
Auch die
ständig wiederkehrenden jährlichen Impfungen sind unter
Verdacht geraten. In den USA wird generell nur noch zu 3jährigen
Impfungen geraten.
Dann sind
Harnwegsinfektionen sehr gefährlich, besonders, wenn sie
bis zu den Nieren hochsteigen.
Und sehr viele Katzen neigen leider dazu, manchmal laufen sie
auch unbemerkt ab.
Auf Blutarmut
(Anämien) achten. Anämien sind immer "nur"
Symptome, nie Ursache und können z.B. durch Parasiten
(Hämobartonellen), akute Blutungen (Magen/Darm) u.a. ausgelöst
werden.
Beide Nieren zusammen machen ungefähr 1/2 bis 1 Prozent des
gesamen Körpergewichts aus.
Aber sie erhalten 20 %! des kardialen Blutausstosses. Im Fall
einer Anämie wird zuerst einem weiteren stark durchbluteten
Organ (der Haut, daher die Blässe) das Blut entzogen. Geht
die Anämie weiter,
wird die Durchblutung der Nieren zurückgefahren, um die lebensnotwendigen
Organe Gehirn und Herz ausreichend zu versorgen. Die Nieren sind
ebenfalls lebensnotwendige Organe, aber sie kommen in Notzeiten
auch mit weniger Blut aus.
Die Nieren
haben eine im Körper einzigartige Blutversorgung: Nirgendwo
sonst hat der Körper ein solches System winziger Adern. Es
verfolgt die Nephronen von der Nierenrinde bis tief hinunter ins
Mark, umfließt dort die Nephronen und geht - mit Queradern
- wieder hoch. Beim Menschen haben die Nieren ca. 1 Million Nephrone
(wieviel bei Katzen weiß ich nicht, aber im Verhältnis
sicher genausoviel). Ich kann mir also nicht vorstellen, daß
dieses fein ausgeklügelte Durchblutungssystem bei einer Anämie
dann die Nephronen nicht doch zusätzlich schädigt.
Und last
but not least fallen mir dann noch Vergiftungen ein, aber das
ist ja bekannt.
Und dann
würde ich auf jeden Fall Früherkennung betreiben: Eine
der Möglichkeiten, frühzeitig auf eine beginnende CNI
aufmerksam zu werden - in den Blutwerten zeigt sie sich erst,
wenn bereits ca. 70 % des Nierengewebes zerstört ist - ist
eine spezifische Uringewichtsanalyse und der U-P/C-Test.
Bevor sich etwas im Blut erkennen läßt, scheidet die
früherkrankte Katze schon Proteine im Urin aus.
Diese Untersuchung mache ich einmal jährlich bei meiner Lilly,
die jetzt sechs Jahre alt ist. Phoenix mit seinen knapp zwei Jahren
braucht das (eigentlich) noch nicht.
Bei ihm werde ich aber trotzdem ab jetzt jährlich eine Blutuntersuchung
veranlassen. Ich bin ängstlich geworden, nachdem ich schon
zwei Katzen mit CNI hatte und täglich in der CNI-Liste auch
schon von jungen Katzen mit diesem Problem lese. Bei ihnen ist
die Ursache sicherlich noch nicht durch falsche Ernährung
bedingt, sondern durch andere Ursachen.
Außerdem bekommt Lilly einmal jährlich eine umfangreiche
Blutuntersuchung spendiert (nicht daß sie irgendwie dankbar
dafür wäre *g*). Das hat den weiteren Vorteil, daß
ich über die Jahre hinweg sehe, welche Blutwerte sind Lilly-typisch.
CNI wird
meistens sehr spät entdeckt, denn wenn die Katzen erste Symptome
zeigen, sind sie bereits in einem weiter
fortgeschrittenen Stadium, vorher kompeniseren sie aufgrund ihres
Wüstenerbes meisterlich im Gegensatz z.B. zu Hunden. Die
Besitzer können deshalb überhaupt nichts dafür,
wenn es erst so spät entdeckt wird. Einzig die Urinanalyse
da kann eherAufschluß darüber geben.
Liebe Grüße
von
Jeanette, Lilly, Phoenix und meinen Engeln Bobo und Klein-Erna
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