Ein ganz normaler Morgen Um 5.00 Uhr ist mein
süßer einäugiger Käpt. Hook der Meinung: Schluss mit Schlafen,
fressen ist ihm jetzt wichtiger.
Ein zarter Hopser auf mein Bett, ein Anstubser und eine Pfote
bewegt sich langsam in Richtung meines Nachtisches. "Alarm!"
Denn dort liegt wie immer meine Brille und der halbblinde Kater
wird doch wohl nicht …?
Doch er will und er wird, wenn ich ihn nicht davon abhalte.
Ein leichter Schubser bringt ihn in wieder in Richtung
Fußboden und den Spruch von mir:
" Himmel, DU musst da auch heute nicht rauf und 5 Minuten
sind noch drin!", den kann er eigentlich schon auswendig.
Wenn nicht er, dann ich ganz bestimmt.
Er will nämlich immer von meinem Nachtisch (wo sich
eng meine Nachtischlampe, mein Radiowecker,
mein Glas (halbvoll) , eine kleine Schale für Ketten usw.
und eben meine Brille dekorativ aneinander schmiegen) auf meine
Kommode und dann auf den Schrank, wo Kisha in ihrem eigenen Körbchen
liegt
und schläft, nur mal so um sie zu ärgern und aus dem
Körbchen zu verjagen, dass er sich dort für ca. 2 Minuten
mal eben reinlegen kann.
Jeder andere Kater würde mit einem eleganten Katersprung
auf die Kommode springen, ABER unser schwarzweißer kleiner
Tiger hat durch den Verlust seines Auges kein räumliches
Sehen und somit kann er es nicht abschätzen, wie weit und
wie hoch dieses Hindernis ist. Also ist Bodenarbeit angesagt.
Die Frage ist bei Luis nicht, wie ich dort hinkomme, sondern eher
auf wie vielen Umwegen ich ganz bestimmt dort hinkomme.
Gut, bei mir sind 5 Minuten anders angeordnet als bei
meinen Katzen.
Kater Max unterstützt Luis in ungünstigen Augenblicken
immer sehr resolut, denn er weckt mich nicht zärtlich, wie
ich es in meinem Alter erwarten könnte, nein, er springt
mit seinen mittlerweile 4 Kilo wie eine Riesenbulldogge auf meinen
Bauch um sich elegant davon abzustützen, damit er über
meinen Brustkorb in Richtung Gesicht und anschließend über
meinen Kopf auf dem Kopfkissen seinen Tanz aufführen kann.
Mit rhythmischen Treteln rutscht er langsam in Richtung meiner
Kopfhaut und zieht mir dabei noch mein Haar lang. Autsch!!!
Luis hat noch eine Variante drauf:
Ich marschiere einfach auf Frauchens Schreibtisch, einmal über
die Tastatur und klatsche die Pfote einfach
mal eben an der Pinnwand entlang. Der Klang der Tastatur, die
von den Pfoten gequält wird oder das ein wichtiger Zettel
auf dem Fußboden landen könnte, bringt Frauchen immer
schnell in den wachen Zustand
und das Gefauche aus ihrer Richtung: " Luis, runter vom Schreibtisch"
zeigt ihm auch, das ich wach bin, irgendwie jedenfalls.
Ja, ja ich stehe ja schon auf. Um meiner Blase und den
liebevollen Druck meiner verhungerten Katzen nachzugehen, mache
ich Licht an, begebe mich in die Senkrechte, um einen Blick auf
meine beiden Wächter zu kriegen, die artig wie die Engel
vor mir sitzen und mich anschauen, als ob sie sagen würden:
" Ach Frauchen, bist du wach? Prima, dann kannst du uns auch
gleich was zum Fresschen anbieten, bitte ja?" Und dann wird
auch noch Köpfchen gegeben, als wenn man eben selbst wach
geworden wäre, Unschuld heuchelnd!!!
Mit den Füßen nach den Hauslatschen suchend
bringe ich mich irgendwie in Richtung Badezimmer, möglichst
ohne Lichtquellen, zumindest keine hellen.
Im WC, im Halbschlaf noch, versammeln sich zur Kontrolle (ob ich
nun wirklich wach bin und nicht da sitzen bleibe) mal eben 3 Katzen,
eine Vierte marschiert selbstbewusst mitten rein und klatscht
jedem, der sich ihr nähert eine Pfote auf die Nase.
Max hält sich nach Beendigung meiner Sitzung mit zwei Vorderpfötchen
am Rand der Keramikschüssel fest, schaut verwundert in den
brodelnden Abgrund was sich dort tut. Katzenklos sind einfacher
zu handhaben, denkt er sich wohl mit einem fragenden Seitenblick
auf mich, ich zucke nur die Schultern.
Kisha bleibt gleich draußen, schaut nur durch den
Türspalt, ist aber zu feige doch rein zukommen, Gina bleibt
im Flur sitzen- kenn ich schon, denkt sie sich.
Anschließend schleiche ich mit einer Prozession
in Richtung Küche, mache gedämpftes Licht, stelle 6
Näpfe auf den Küchentisch, mache nebenbei mein Kaffeewasser
an und verteile ihr
Früh- Frühstück. Gleichmäßig versteht
sich, damit alle den selben Inhalt haben.
Davon scheinen sie allerdings eine andere Meinung zu haben, denn
laut mauzend werde ich angefeuert, nun doch endlich die Näpfe
auf den Boden zu stellen und nachdem man ein bisschen genascht
hat, muss man noch kontrollieren was in den anderen Näpfen
ist.
Könnte ja etwas anderes sein. Vertrauen ist gut, Kontrolle
ist besser.
Luis lässt sich gleich erst einmal vertreiben, man
hat es ja nicht so mit dem verteidigen. Dann nehme ich mir eben
einen anderen Napf, es sind ja genug da, denkt er sich.
Mein Kaffee ist auch fertig. Die beiden großen Miezen sind
ausgehbereit und daher gehen wir drei gemeinsam zu Haustür,
wo der erste Reviergang von Chaplin und Gina bevorsteht. Und Tschüß!
Die anderen brauchen etwas länger, ihre Näpfe zu leeren
und ich verzieh mich wieder samt meinem heißen Kaffee in
mein Nachtlager. Radio an, Buch auf den Schoß und erst mal
genießen, das es noch so früh ist, alle noch schlafen
und ich nicht in ein oder zwei Stunden aufstehen muss.
Nach kurzer Zeit schleicht ein Kater, ein zweiter Kater
und eine schüchterne Mieze durch die Katzenklappe in mein
Gemach und hechten mit einem eleganten Satz auf meine Bettdecke.
Einmal auf dem Platz eine Drehung, dann das Näschen an den
eigenen Hintern gelegt und kurze Zeit später höre ich
leises Geschnarche, weil zwei schon wieder pennen. Kisha muss
noch ein bisschen getröstet werden und mit einem energischen
Nein, hört sie endlich auf, meine Bettdecke abzuschlecken,
die immer nasser wird.
Kasper holt sich einen Nasenstüber von mir ab und
verzieht sich, weil es ihm bei mir zu eng ist, auf meinen Chefsessel
und dreht sich einmal um die eigene Achse, um sich dann in voller
Länge dort auszustrecken.
Ein ganz normaler Morgen. Guten Morgen!
© S.Rehling
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