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Eine kleine Flohgeschichte

Es ist Freitagmorgen und ich habe alle Katzen versorgt, liege mit einer Tasse Kaffee und einem guten Buch noch im Bett. Es war noch sehr früh. Das Radio läuft und ich mache mich seelisch bereit auszustehen und meiner Arbeit nach zu gehen.

Max springt zur ersten Begrüßung mit einem Sprung auf mich und landet natürlich, wie immer, mit beiden Vorderpfoten auf meiner Brust. Da sehe ich auf meinem Oberkörper einen kleinen schwarzen Fleck.
Nun sind schwarze Fussel ja nicht schlimm, nur dieser bewegte sich. Ok, bewegte schwarze Flecken verheißen nichts gutes, also ich nehme dieses kleine Etwas zwischen Daumen und Zeigefinger.

Halte es fest und setze es auf einem Tempotaschentuch wieder ab. Es springt und versucht von der weißen Unterlage zu hopsen. Ok, alles klar: kleine schwarze Fussel, die dazu noch springen sind keine Fruchtfliegen, denn die können, wie der Name schon verrät: fliegen!!
Wenn ein schwarzes Etwas springt, kann das nur eins bedeuten: Ein Floh!!

Das ist nicht gut, schon gar nicht morgens um 6.00 Uhr (naja zu jeder anderen Uhrzeit eigentlich auch nicht, aber morgens?). Denn der gemeine schwarze Floh im Allgemeinen und natürlich im Speziellen hat die Angewohnheit nicht in Einzelhaltung aufzutreten. Sie sind immer in kleinen oder großen Gruppen irgendwo vorrätig und sehr schwer zum Ausziehen zu bewegen.

Ich musste mich dringend erinnern, wo ich die Flohkämme hingelegt habe. Ich weiß mit Sicherheit, ich habe zwei. Eine grünen und einen schwarzen. Aber wo? Es gibt ja nur an die zwanzig bis dreißig Aufbewahrungsmöglichkeiten.
Das ist wie mit Schnullern: man hatte immer an die 10- 20 Stück, aber nie einen zur Hand, wenn sich das arme Kind die Lunge rausschrie.
Ach nee, zur Abwechslung liegt der eine wirklich mal da, wo er hingehört. In der Schublade, wo alle anderen wichtigen Untersilien auch liegen. Griff bereit, versteht sich!

Nun hat dieses Exemplar hier bei uns ja mehrere Transportgelegenheiten zur Verfügung. Wer also von den sechs Kandidaten in diesem Haus hatte das Vergnügen, mir diesen kleinen Gesellen mitzubringen?

Nun besteht ja die Möglichkeit, dass dieser kleine schwarze Geselle so ganz allein auf der Welt ist und einfach mal diese erkunden wollte. Vielleicht hatte er auch einfach Stress mit seiner Angetrauten, die ihn mit knapp 3.000 Flohkinder mal eben die Trennung angekündigt hat. Und er in seinem Kummer sich das Leben vermiesen oder noch schlimmer verkürzen wollte.

Den Gefallen tat ich ihm dann auch, in dem ich ihn einfach mit Frontline einsprühte. Es lebt sich nicht nur als Biene, Schlange, manchmal auch als Katze gefährlich im Hause Rehling, wenn die Dame des Hause wach ist, nein absolut gefährlich lebte es sich schon als Floh. Wenn man sich erwischen lässt, versteht sich!

Ok, nachdem dieses gut ernährte Exemplar in die weichen Fluten eines Tempotaschentuches eingebettet worden ist und in den Flohhimmel kam, ging das Durchkämmen aller Fellpuffels los.

Wer sich zuerst wieder ins Haus traute, nachdem der erste Frührundgang erledigt war und man als Rehlingkatze mit feuchtem Fell und nassen Pfoten wieder rein kam, musste es über sich ergehen lassen. Die Familie vom dem Selbstmörder musste doch gefunden werden.
Ok, Luis.. der wieder mal zu viel unter den Koniferen lag und der das toll fand, das Frauchen zu fast noch nächtlicher Stunde ihm den restlichen Harz aus dem Fell kämmte, wurde als floh frei angesehen werden, nicht aber als Schuppenfrei.

Dann der ernste Chaplin, der das nicht komisch fand. Erst ein Leckerli überzeugte ihn davon, sich mal eben mit dem Flohkamm übers Fell streifen zu lassen. er hatte auch keine Untermieter und durfte wieder raus.

Kisha: flötete ich leise... komm doch mal her. Aber die Katzendame hustete mir was.
Um diese unchristliche Zeit sowieso nicht und überhaupt: Eine Dame von Welt, hat so was nicht. Vertrau mir, Frauchen.. Nee nee, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Aber leider kann man die Dame von Welt so schlecht kämmen, wenn sie unter dem Bett sich versteckt.
Aber Geduld, Frauchen hat ja Geduld.


Ok, dann eben den Grauen. Der lässt das mit einem strengen Blick aus seinen grünen Augen stillschweigend über sich ergehen.
Nee, außer ein paar weißen kleinen Punkten, nichts zu finden.. Ok auch der ewig meckernde Kater ist sauber, jedenfalls flohtechnisch gesehen.

Dann polterte Max ins Haus und ich spurte gleich hinter ihm her. Halt halt, hiergeblieben, einmal Flohkontrolle.. "Oh nee echt Mensch, Frauchen nicht schon wieder, du nervst. Echt nee, Hilfe, Hilfe, Herrchen.. keiner hat Mitleid mit mir, immer diese Misshandlungen und überhaupt, dieses Gekratze und Gekämme. Ich werde mich beschweren oder wenigstens mit einer Kralle mal eben irgendwo hinhauen..." und weg bin ich. Gut Max ist auch sauber. Aua....

Dann bleibt ja nur noch die "UnterdemBett Schönheit". Sie springt gerade ins Körbchen, also ich schnell ran und ein paar übers Fell mit dem ollen Kamm. Ein schwer beleidigter Blick aus ihren grünen Augen und als ich zu ihr sagte, du hast auch keinen Floh, sagte ihr Blick: "das habe ich dir schon miaut. Du glaubst mir doch nie".

Dann bleibt ja nur unser Flohallergiker Mr. Jazz. Der dann auch noch eintrudelte. Ein paarmal gekämmt und schon dachte ich, ich hätte das Flohtaxi.. aber nein, da war auch nichts mit der Flohsippschaft.

Ok, dann sind 6 Kandidaten unschuldig und der arme Floh?
Tja, das wird wohl ein Geheimnis bleiben. Vielleicht doch ein armer Tropf, der die große weite Welt kennenlernen wollte und einfach die falsche Abzweigung genommen hat?

Er hätte bei seiner Familie auf dem Igel bleiben sollen.

Liebe Grüße S.Rehling

© S.Rehling 10.2010

 

 


 


 
 
silvia@rehlings-world
© S.Rehling 2003